Ist IT-Strategie eine Raketenwissenschaft?

Ist IT-Strategie eine Raketenwissenschaft?

Ob IT-Strategie eine „Raketenwissenschaft“ ist? – Natürlich nicht im technischen Sinne, da es nicht um die Beherrschung komplexer physikalischer Gesetze oder hochpräziser Berechnungen geht. Vielmehr ist die IT-Strategie eine anspruchsvolle Management-Disziplin, die über die bloße Technik hinausgeht. Ihre Komplexität liegt in der Organisation, der Kommunikation und der Antizipation des Wandels.

Der häufigste Fehler ist, die IT-Strategie als eine reine technische Roadmap zu betrachten – eine Liste von Servern, Software und Tools, die gekauft werden müssen. Die eigentliche Aufgabe liegt in der Übersetzung und Ausrichtung.

Übersetzungsleistung

Die IT-Strategie muss die Brücke zwischen den strategischen Zielen des Unternehmens und den Möglichkeiten der Technologie schlagen. Der IT-Stratege / die IT-Strategin muss die Vision der Unternehmensführung (z.B. „Wir wollen Schlagzahlerhöhung bei kundenorientierten Services“) nehmen und sie in einen umsetzbaren Technologieplan überführen („Dafür benötigen wir eine Plattform, die APIs für Partner öffnet und eine einheitliche Datenbasis schafft“).

Balancierung des Wandels

IT-Strategie muss gleichzeitig die Stabilität der bestehenden Altsysteme (Legacy) gewährleisten, die aktuellen Anforderungen des Tagesgeschäfts bedienen und die nötigen Innovationen (Cloud, KI, …) vorantreiben, um das Unternehmen zu optmieren und zukunftsfähig zu machen. Es ist der anhaltende Spagat zwischen Betriebssicherheit (Run) und Innovation (Change).

Konzentration auf den Kern

Zur Strategie gehört auch die Kunst des aktiven Weglassens. Angesichts gewachsener und oft redundanter IT-Landschaften geht es darum, zu entscheiden, welche Systeme wirklich geschäftsrelevant sind, welche stillgelegt werden können (Retire) und wo eine tiefgreifende Modernisierung (Refactoring) den größten Wert schafft. Die Strategie schafft Klarheit und verhindert, dass Ressourcen für unwichtige Projekte verschwendet werden.

Mein Fazit

IT-Strategie ist keine Raketenwissenschaft und die geforderten Kompetenzen sind weniger hardcore-technisch zu verstehen, als vielmehr strategisch und menschlich.

Ein schöner Begriff in diesem Kontext ist strategische Empathie. Er beschreibt die Fähigkeit, die Bedürfnisse und Probleme der Fachbereiche zu verstehen und die Technologie der Wertschöpfung unterzuordnen. Dabei gilt es, das (gesamt-) architektonische Denken im Überblick zu halten, anstatt sich in einzelnen Tools zu verlieren.

Die vielleicht wichtigste Kompetenz ist dabei das Veränderungsmanagement (Change Management). Mit neuen Technologien gehen oft neue Denk- und Arbeitsweisen einher: Die Strategie muss somit die Mitarbeiter überzeugen, Ängste nehmen und den kulturellen Wandel begleiten.